Außergerichtliche Konfliktlösung durch Mediation

Ein Blick zurück zeigt, das der Mediations-Zug gegen Ende des 20. Jahrhunderts in Europa Fahrt aufnahm. Erste Hauptstation war die EU-Richtlinie vom Mai 2008, in der Grundzüge für die grenzüberschreitende Mediation in Zivil- und Handelssachen festgelegt wurden. Die Aufnahmebereitschaft in den EU-Mitgliedstaaten für die Mediation war so groß, dass sich die meisten Länder entschlossen, die EU-Regeln gleich auch ihren inländischen Gesetzesvorhaben zugrunde zu legen. In Deutschland wurde dementsprechend im Juli 2012 das Mediationsgesetz beschlossen, das die wichtigsten Feststellungen der EU-Richtlinie aufgriff.

Der Mediation fehlt jeder autoritäre Zug. Die wichtigsten Charakteristika sind Freiwilligkeit und Autonomie. Die Mediation bedeutet einen Appell an die menschliche Vernunft und ihre Fähigkeit, auch in verzwickten Situationen Lösungen zu finden, die ein allgemeines Gefühl der Angemessenheit und der Zufriedenheit erzeugen. Im Mittelpunkt der Mediation steht dementsprechend nicht der Mediator. Er ist lediglich eine Art Wegweiser. Im Mittelpunkt stehen die beteiligten Parteien, die auch Medianden genannt werden. Es ist letztlich ihre Aufgabe und Verantwortung, in einer Konfliktlage einen Ausweg zu suchen und ausfindig zu machen, der die beiderseitigen Interessen berücksichtigt und damit gute Aussichten für eine endgültige Befriedung bietet.

Mediation läuft in einem geordneten Verfahren ab und gliedert sich in fünf Phasen.
In der ersten Phase einigt man sich auf die Grundprinzipien jeder Mediation. Dazu gehören Offenheit und Vertraulichkeit des Gesprächs. Dazu gehört das Anrecht jeder Partei, zu jedem Zeitpunkt die Mediation abzubrechen und zu verlassen, falls sie keine Chance für eine Einigung sieht. In der zweiten Phase geht es darum, den streitigen Sachverhalt festzustellen, wie er sich aus den Darlegungen der Parteien ergibt.

In der dritten Phase sollen die jeweiligen Interessen der Parteien herausgearbeitet werden. Hier kommt es maßgeblich darauf an, Verständnis für den Standpunkt der anderen Seite zu entwickeln, denn Mediation bedeutet auch, sich in die Sichtweise der Parteien hineinzuversetzen, um die Basis für eine Lösung zu schaffen. Die vierte Phase steuert auf Lösungen zu, indem sie die unterschiedlichen Standpunkte der Parteien abgleicht und Gemeinsamkeiten herausfiltert, die sich für eine Lösung eignen.
Die fünfte Phase schließlich formuliert die Einigung der Parteien und legt gegebenenfalls fest, wie sie umzusetzen ist.

Mediation ist auf diese Weise ein Verfahren, das auf Konsens setzt. Es hat die Bereitschaft zur Voraussetzung anzuerkennen, dass auch die Gegenseite grundsätzlich legitime Anliegen hat. Es hat zum Ziel, beiden Seiten Zufriedenheit und Genugtuung in Hinblick auf eine gefundene Lösung zu verschaffen. Die eingangs erwähnte Magie der Mediation beruht darin, allen Beteiligten das Gefühl zu vermitteln, dass sie den Platz als Gewinner verlassen und damit der zugrundeliegende Konflikt einer endgültigen Befriedung zugeführt werden kann. Das ist im Idealfall auch mit materiellen Vorteilen verbunden. Die Mediation kann in erheblichem Umfang Zeit und Kosten sparen.